Teil 1: Olympia
Nachhaltige Stadtentwicklung: Wie verändert die Olympiade Tokyo?2021 ist Tokyo nun Gastgeberin der Olympischen und Paralympischen Sommerspiele - mit einem Jahr Verzögerung wegen der Covid19-Pandemie. Seit Barcelona 1992 ist es gängige Praxis, dass die Austragungsstädte nicht nur große Stadien bauen, die nach Ende der Spiele kaum noch verwendet werden. Vielmehr nutzen sie auch die Gelegenheit, sich nachhaltig zum Vorteil zu verändern. Wie sieht das in Japan aus?
Olympia 1964 als Erbe
Die Sommerspiele 2020/21 berufen sich auf dieses Erbe – Tokyo besitzt eine voll ausgebaute Infrastruktur und viele Gebäude und Areale von 1964 werden umgenutzt.
Die Stadien von Kenzo Tange in Yoyogi
Bild: Courtesy of the Frances Loeb Library. Harvard University Graduate School of Design. Collection: Tange, Kenzō (1913-2005). The Kenzo Tange Archive, Gift of Takako Tange, 2011. Yoyogi Gymnasium (Tokyo)
Rückkehr zum Wasser
Während durch die Umweltbewegung seit den 1980er Jahren in Europa viele Gewässer renaturiert wurden, herrscht in Tokyo immer noch Beton vor. Die Wasserqualität hat sich rapide gebessert, aber die Gewässer im Stadtbild wirken unnahbar.
Die Olympiade 2020/21 soll das Verhältnis der Tokyoter*innen zum Wasser wieder langfristig verbessern: Sieben der 21 Sportstätten blicken auf die Bucht und auf der künstlichen Insel Harumi im Hafen liegt das Olympische Dorf, das später als Wohnviertel genutzt wird.
Harumi: Diverser, moderner, umweltfreundlicher
Viele Areale sind verkehrsberuhigt und parkähnlich konzipiert, um die Anwohner*innen im öffentlichen Raum zusammenzubringen. Hier werden regelmäßig Veranstaltungen stattfinden, Cafés und Restaurants nutzen die attraktiven Außenflächen der Uferpromenade – das ist in Japan bisher nicht so verbreitet wie in Europa und eröffnet einen neuen, attraktiven Zugang zum Wasser.
Olympiade und Paralympics sind vorbei - was bleibt in Tokyo davon übrig? Das Olympische Dorf in der Tokyoter Bucht wird nun zum Beispiel zum neuen Wohnviertel am Wasser. Darüber und über weitere Projekte nachhaltiger Stadtentwicklung, die die Großevents angestoßen haben, berichtet Architekt Jan Henckens, Architekt bei Japans größtem Planungsbüro Nikken Sekkei, im Interview.Wie wird Nachhaltigkeit in der japanischen Architektur geplant und umgesetzt?
Barrierefreiheit
Bereits vor dem Großevent fanden sich in Tokyo Markierungen auf den Gehwegen, in Bussen und Zügen gibt es schon lange Durchsagen für Menschen mit Sehbehinderung. 71,2 Prozent der Waggons sind barrierefrei und mehr als die Hälfte der Busse. Doch die Olympiade hat auch den Nachholbedarf aufgezeigt.
So wird Tokyo inklusiver
Das Projekt Barrierefreiheit trägt nicht nur dazu bei, die Olympiade und die Paralympics inklusiver zu gestalten, sondern geht auch aktuelle Problemstellungen Japans wie die alternde Gesellschaft werden angegangen - denn von den Veränderungen profitieren auch ältere Menschen, Menschen mit Verletzungen, Schwangere und Menschen mit Säuglingen und Kindern.
Kritische Töne
Daisuke Komuro von enexrain erläutert: „Tsukiji, Ginza und das alte Händlerviertel Nihonbashi bilden ein attraktives Dreieck im Zentrum Tokyos. Ginza ist geprägt durch eine sehr moderne Einkaufsmeile, der Sonntag ist autofrei. Dann kann man einfach so nach Nihonbashi spazieren oder eben zum Fischmarkt. Mit dem Abriss ist ein Teil dieser Stadtkultur weggefallen. Außerdem hatte Tsukiji eine lange Geschichte, über 80 Jahre, und man sollte auch daran denken, eine solche Geschichte zu bewahren.“
Bild: © 2012-2019 Apple Inc., fair use.
Impressum
Impressum
Video-Produktion: Hannah Janz, Yu Minobe, Luise Schäfer
Übersetzung und Untertitel: Yu Minobe
Konzept und Redaktion: Hannah Janz
Wir danken unseren Gesprächspartnern Jan Henckens, Daisuke Komuro und Ulf Meyer für ihre Unterstützung.
© 2021 Goethe-Institut Tokyo
Bild: Courtesy of the Frances Loeb Library. Harvard University Graduate School of Design. Collection: Tange, Kenzō (1913-2005). The Kenzo Tange Archive, Gift of Takako Tange, 2011. Yoyogi Gymnasium (Tokyo)