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Magazin Nachhaltigkeit Japan

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Teil 1: Olympia

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Bereits 1964 fanden die Olympischen Spiele in Tokyo statt – erstmals in Ostasien. Damals galt auch für die Stadtentwicklung das olympische Motto „Höher, schneller, weiter“ – Tokyo wurde komplett umgebaut und erfuhr einen enormen Modernisierungsschub. Anstelle der Straßenbahnen wurden U-Bahnen, Einschienbahn und Hochstraßen gebaut, während die neuen Shinkansen-Schnellzüge erstmals die gesamte Gebirgsnation mit kurzen Fahrzeiten und hohem Komfort mit ihrer Hauptstadt verbanden. Die metabolistische Architektur der 1960er Jahre drückte den wirtschaftlichen Aufschwung und die galoppierende Binnenwanderung aus, die Japan in diesem Jahrzehnt erlebte. 
Die Sommerspiele 2020/21 berufen sich auf dieses Erbe – Tokyo besitzt eine voll ausgebaute Infrastruktur und viele Gebäude und Areale von 1964 werden umgenutzt.





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Weitergenutzt werden zum Beispiel die Stadien von Kenzo Tange in Yoyogi. Sie gehören zu den bekanntesten Gebäuden Tokyos – ein Höhepunkt der japanischen Nachkriegsarchitektur und ein Wendepunkt in Tanges Schaffen, weg vom westlichen Modell hin zur japanischen Moderne. Mit großer Eleganz und in enger Zusammenarbeit mit seinem Ingenieur Yoshikatsu Tsuboi baute Tange seine organisch geschwungenen Hallen in Form eines Samurai-Helms, strukturell ähnlich einer Hängebrücke, auf einem rauen Steinplateau. Gegenüber lag 1964 das Olympische Dorf – heute befindet sich dort ein weiteres Beispiel gelungener Umnutzung: der Yoyogi-Park, eine Oase der Entspannung mitten in der Großstadt.

Bild: Courtesy of the Frances Loeb Library. Harvard University Graduate School of Design. Collection: Tange, Kenzō (1913-2005). The Kenzo Tange Archive, Gift of Takako Tange, 2011. Yoyogi Gymnasium (Tokyo) 




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Tokyos Geschichte hängt stark mit der Lage im Delta zusammen – heute wendet die Stadt der Bucht aber den Rücken zu. Das war nicht immer so: Vor der Meiji-Restauration 1868 lebten viele Menschen geradezu symbiotisch mit den Kanälen, Flüssen und dem nahen Meer. Die Industrialisierung verwandelte diese Lebens- und Nahrungsquelle durch Umweltverschmutzung in ein Gesundheitsrisiko. Die Olympiade 1964 besiegelte den Bedeutungsverlust: Weil Bauland knapp war, errichtete man die neuen Straßen direkt über den Wasseradern. Ins Zentrum des alltäglichen Lebens rückte anstelle des Wassers nun das Auto.
Während durch die Umweltbewegung seit den 1980er Jahren in Europa viele Gewässer renaturiert wurden, herrscht in Tokyo immer noch Beton vor. Die Wasserqualität hat sich rapide gebessert, aber die Gewässer im Stadtbild wirken unnahbar.
Die Olympiade 2020/21 soll das Verhältnis der Tokyoter*innen zum Wasser wieder langfristig verbessern: Sieben der 21 Sportstätten blicken auf die Bucht und auf der künstlichen Insel Harumi im Hafen liegt das Olympische Dorf, das später als Wohnviertel genutzt wird. 
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Harumi liegt zwischen den Inseln Tsukishima, die bereits als Wohnareal erschlossen ist, und Toyosu, wohin der Fischmarkt verlegt wurde. Auf Harumi ist ein neuer Stadtteil mit modernen Wohnanlagen, öffentlichen Plätzen und einer begrünten Uferpromenade entstanden, der zunächst als Olympisches Dorf genutzt wird. Damit verwirklicht Tokyo seine städtebaulichen Pläne der 1990er Jahre: Sie sahen die Ausdehnung der Stadt in die Bucht vor. Seit dem Platzen der asiatischen Wirtschaftsblase im Jahr 1990 war diese Idee steckengeblieben.
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Im Zeitraffer: Das Olympiadorf wurde bis Dezember 2019 fertiggestellt. (Bureau of Olympic and Paralympic Games Tokyo 2020 Preparation, Tokyo Metropolitan Government)

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Harumi trägt zeitgemäßen Formen des urbanen Lebens Rechnung: Neben Betreuungsangeboten für Kinder und Senioren gibt es Sharehouses für jüngere Menschen – die japanische Form der WG. So soll eine möglichst vielfältige Demographie erreicht werden.
Viele Areale sind verkehrsberuhigt und parkähnlich konzipiert, um die Anwohner*innen im öffentlichen Raum zusammenzubringen. Hier werden regelmäßig Veranstaltungen stattfinden, Cafés und Restaurants nutzen die attraktiven Außenflächen der Uferpromenade – das ist in Japan bisher nicht so verbreitet wie in Europa und eröffnet einen neuen, attraktiven Zugang zum Wasser.
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Als Hauptziele für den Nachlass von Tokyo 2020/21 nannte der Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees Andrew Parsons verbesserte Barrierefreiheit und eine Veränderung der Wahrnehmung von Menschen mit Behinderung.

Bereits vor dem Großevent fanden sich in Tokyo Markierungen auf den Gehwegen, in Bussen und Zügen gibt es schon lange Durchsagen für Menschen mit Sehbehinderung. 71,2 Prozent der Waggons sind barrierefrei und mehr als die Hälfte der Busse. Doch die Olympiade hat auch den Nachholbedarf aufgezeigt.
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Nach dem Prinzip des „Universal Design“ wird die Stadt nun kontinuierlich als Ganzes angepasst und für alle zugänglicher gemacht: Durch eine Gesetzesänderung müssen in Japan nun auch Hotels mit mehr als 50 Zimmern ein Prozent aller Zimmer barrierefrei vorhalten; Bahnhöfe werden umgebaut und mit zusätzlichen Liften und Rampen ausgestattet; eindeutige Piktogramme und klare Signale erleichtern eine selbstverständliche Orientierung.

Das Projekt Barrierefreiheit trägt nicht nur dazu bei, die Olympiade und die Paralympics inklusiver zu gestalten, sondern geht auch aktuelle Problemstellungen Japans wie die alternde Gesellschaft werden angegangen - denn von den Veränderungen profitieren auch ältere Menschen, Menschen mit Verletzungen, Schwangere und Menschen mit Säuglingen und Kindern.
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Insgesamt fällt die Einschätzung der Stadtentwicklung Tokyos im Rahmen der Olympiade 2020 positiv aus. Ausnahmen gibt es aber auch – zum Beispiel musste der berühmte Fischmarkt in Tsukiji Platz machen für eine Straße zum Olympischen Dorf.

Daisuke Komuro von enexrain erläutert: „Tsukiji, Ginza und das alte Händlerviertel Nihonbashi bilden ein attraktives Dreieck im Zentrum Tokyos. Ginza ist geprägt durch eine sehr moderne Einkaufsmeile, der Sonntag ist autofrei. Dann kann man einfach so nach Nihonbashi spazieren oder eben zum Fischmarkt. Mit dem Abriss ist ein Teil dieser Stadtkultur weggefallen. Außerdem hatte Tsukiji eine lange Geschichte, über 80 Jahre, und man sollte auch daran denken, eine solche Geschichte zu bewahren.“

Bild: © 2012-2019 Apple Inc., fair use.

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Impressum

Texte:  Hannah Janz, Ulf Meyer, Luise Schäfer

Video-Produktion: Hannah Janz, Yu Minobe, Luise Schäfer 

Übersetzung und Untertitel: Yu Minobe

Konzept und Redaktion: Hannah Janz

Wir danken unseren Gesprächspartnern Jan Henckens, Daisuke Komuro und Ulf Meyer für ihre Unterstützung.

© 2021 Goethe-Institut Tokyo

Bild: Courtesy of the Frances Loeb Library. Harvard University Graduate School of Design. Collection: Tange, Kenzō (1913-2005). The Kenzo Tange Archive, Gift of Takako Tange, 2011. Yoyogi Gymnasium (Tokyo)






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